Anton Jans

Ein Echternacher Künstler. Die Zahl unserer Luxemburger Meister auf dem Gebiet der Porzellanmalerei und Keramik ist nicht eben gross; umso stolzer können wir auf die sein, welche, wie der Echternacher Porzellanmaler und Keramiker Anton Jans …

Ein Echternacher Künstler

Die Zahl unserer Luxemburger Meister auf dem Gebiet der Porzellanmalerei und Keramik ist nicht eben gross; umso stolzer können wir auf die sein, welche, wie der Echternacher Porzellanmaler und Keramiker Anton Jans, sich einen ehrenvollen Namen gemacht haben im Inland sowohl wie im Ausland. Anton Jans wurde geboren zu Echternach am 28. Januar 1868 als Sohn des aus dem Hötel du Cheval blanc (später Hötel Universel) stammenden Landwirtes und Fuhrmannes Michel Jans, geboren zu Echternach am 27. 12. 1834. Seine Mutter war Margareta Diederich, geboren am 15. 5. 1841 zu Freilingen. Seine Grosseltern: Heinrich Jans, geboren am 25. 12. 1800 zu Echternach, und Anna Maria Lehnen, geboren am 7. 1. 1809 zu Hammhof (bei Echternach), bewirtschafteten den während der französischen Revolution ver-waisten, den Benediktinerpatres gehörenden «Mélikhof» bei Echternach. Anton Jans war unter den Stillen im Lande ganz sicher einer von den Allerstillsten; ein ganzes Leben blieb er bescheiden im Hintergrunde, ging er unbeirrt und allein seinen Weg als Künstler; sein Name durchhallte niemals, gleich einem Kriegsruf und einer Kampfansage, die Luxemburger Gaue. Vielleicht hatte er unrecht, sein Licht unter die Scheffel zu stellen, denn dem, der durch die Tat sein. Können so oft und in solchem Ausmass bewiesen hat, wie es bei Anton Jans der Fall ist, dem steht wahrhaftig das Recht zu, ein ganz gewichtiges und entscheidendes Wort in der Entwicklung des Kunstlebens seines Volkes mitzureden. Jans hat es nicht gewollt, er war keine Kämpfernatur, wir müssen uns eben mit der Tatsache abfinden und bekennen, dass, wenn der Lebende es verschmähte, anders als durch seine Werke die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wir dem Toten jedenfalls schulden, seinen Namen und sein Andenken nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. Jans besuchte die unteren Klassen des Echternacher Gymnasiums.

L.: Anton Jans – Mitte: Madame Jans – R.: Handzeichnung des Künstlers


Damals kamen von Mettlach herüber die Gebrüder Zens mit dem Obermaler Kunz und gründeten zu Echternach im Kasernenbau die «Grossherzoglich Luxemburgische Porzellanmalerei, Echternach, Inhaber Zens Freres». Der damalige Brenner hiess Binsfeld. Gegen den Willen seiner Eltern trat nun der junge Jans, auf Anraten seines Zeichenprofessors Berg und des späteren Direktors N. Philippe, in die neugegründete Fabrik ein und erhielt unter der tüchtigen Leitung des Obermalers Kunz, der die Hauptkraft des ganzen Betriebes war, eine äusserst gediegene Ausbildung. Der Mitarbeiterstab des Obermalers Kunz — des letzteren Grabstätte befindet sich auf dem Echternacher Friedhof — setzte sich damals zusammen aus folgenden Persönlichkeiten: Karl Dieschbourg (Luxemburger), gebürtig aus Echternach, nach Paris verzogen und daselbst gestorben; Ferdinand Goergen (Luxemburger), ebenfalls nach Paris verzogen und dort gestorben; 1. P. Lanser (Luxemburger)’ nach Geschäftsaufgabe der Gebrüder Zens in Echternach verzogen nach Ehrang zu «Gebr. Servais, Steingutfabrik» und daselbst gestorben im Jahr 1933: Ackermann (Deutscher) ging die Heirat ein mit Fräulein Thill, Tochter des Echternacher Gipsermeisters; Böhm (Deutscher), verheiratete sich mit Fräulein Wanz (später Ehefrau Nikolaus Classen) aus Echternach. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte August Wagner, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Rollingergrund, Ecke Arsenal-avenue und Boulevard Royal (wo heute das Volkshaus sich befindet), ein Porzellangeschäft eröffnet, das er später in die Grosstrasse verlegte. Nach seinem Tode führte seine Frau das Geschäft weiter. Geschäftsinhaber wurde später Pir Zens. 1885-1886 verlegen die Gebrüder Zens ihren Geschäftsbetrieb von Echternach fort nach Luxemburg, und zwar in das jetzige Haus Confiserie Namür, Grosstrasse. Die Geschäftsaufgabe durch die Gebrüder Zens erfolgte am 15. März 1908; bis dahin hatten sie zwei Muffelöfen in Betrieb gehabt. Jans war nicht bis zu diesem Datum in Diensten der Gebrüder Zens geblieben. Am 28. November 1893 hatte er Fräulein Barbara Elisabeth Campill, Tochter von Peter Campill und Maria Nickels aus Echternach, zum Altare geführt; von da an suchte er seine Stellung zu verbessern und trat also am 13. Juni 1895 in die Fabrik der Firma Villeroy 6 Boch, Siebenbrunnen bei Luxemburg, ein, allwo er als Obermaler bis zum 1. Januar 1925 tätig war. (Damaliger Direktor war F. Raynaud.) Anton Jans starb zu Luxemburg am 10. Februar 1933; kaum 8 Jahre war es ihm vergönnt gewesen, im Kreise der Seinen eine wohlverdiente Ruhe zu geniessen. Sein Hingang bedeutete für das Kunstleben Luxemburgs einen unersetzlichen Verlust.

Trotzdem Anton Jans sich öfters an den Jahresausstellungen des Luxemburger Kunstvereins (Cercle artistique) beteiligte und seine Werke (Tafelservice, Vasen, ‘Wandteller, Platten etc.) durch die unübertreffliche Ausführung der Bemalung die unverhohlene Bewunderung aller wahren Kunstkenner fanden, muss mit Bedauern festgestellt werden, dass Anton Jans — wie so manche andere wirklich grosse Luxemburger Künstler, wir nennen hier nur den Düdelinger Maler Dominik Lang, bei Lebzeiten als Künstler nicht die Anerkennung gefunden hat, auf die er unbedingt ein Anrecht hatte. Das Luxemburger Publikum hat eben für die Schöpfungen der sogenannten «angewandten Kunst» noch immer nicht das richtige Verständnis, wie es auch in der Einschätzung der «Neuerer» meistens daneben haut und von einem Extremins andere gerät.

Der Erziehung zur wahren Kunst durch Schule und Presse im Luxemburger Lande winkt hier eine grosse und schwere Aufgabe, die aber unbedingt im nationalen Interesse gelöst werden muss. —Aufgeräumt soll auch werden mit einem hier zu Lande grassierenden Unfug, der darin besteht, die lebenden Dichter, Komponisten, Gelehrten und Künstler bei Lebzeiten entweder totzuschweigen oder zu verhunzen, falls sie nicht glücklicherweise über willkommene Beziehungen verfügen zu den Tagesgewaltigen im Staat und in der Presse. Für die also mit Un-recht Verunglimpften ist es bei Lebzeiten ein schwacher Trost, sich selber einreden zu dürfen, dass die Nachwelt ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen wird und muss. Wie für manche andere liegt der Fall auch so für den Künstler Anton Jans. Keine Auszeichnung «schmückte» des Künstlers Brust, keines seiner Werke befindet sich in «Staatsbesitz». Zum Protest ernannten ihn seine Freunde Franz Seimetz und Reginald Bottomley zum — «Porzellanrat», ein Titel, der zwar in einer launigen Stunde erteilt wurde, in der eigentlichen Absicht der beiden hervorragenden und anerkannten Künstler aber als eine Ehrung ihres unverdientermassen zurückgesetzten Kunstkollegen bedeutete. Wenn Jans auch stillschweigend und bescheiden im Hintergrunde blieb, mag er doch die ihm widerfahrene Behandlung als eine ungerechtfertigte Kränkung seiner Künstlerpersönlichkeit empfunden haben; das würde erklären, warum er — wie so manche andere von der Kritik totgeschwiegene oder übelbehandelte Künstler — es öfters verschmähte, seine Werke mit seinem Namen zu zeichnen, sogar wenn sie in jeder Beziehung perfekt waren. Anderseits wird es ihm Spass gemacht haben, manch vorlauten Bekritteler «an der Nase herumgeführt zu haben», eine durchaus harmlose «Rache», die schon mehr als ein hervorragender Künstler sich erlaubt hat. Wenn wir bis jetzt vom Künstler Anton Jans geredet haben, an dem manches Unrecht wieder gutgemacht werden muss, so wollen wir aber auch vom «Menschen Anton Jans» ein Wort sagen und hinweisen auf seinen «goldenen Charakter», der sich namentlich in seinem «kernigen Humor» offenbarte, ferner auf sein tiefsoziales Gefühl, das sich in einer unbegrenzten Liebe zur Natur (Vogelwelt) äusserte. Auch ein prächtiger Erzähler war Anton Jans; gelegent-lich der Einweihung des Rodange-monumentes drang Herr Prof. Comes in den Künstler ein, seine «Echternacher Erinnerungen» niederzuschreiben, leider ist es nicht dazu gekommen; des Künstlers Scheu vor dem Lärm der Oeffentlichkeit erlaubte es ihm nicht. Die Anregung des Herrn Professors sollte aber dennoch ihr Gutes gehabt haben. Jans’ alter Freund, Franz Seimetz, griff sie auf und ihr verdanken wir seinen «Feuersalamander». Der hervorragende Arloner Folklorist, Dr. Jean Hollenfeltz, eine Autorität auf dem Gebiete seines Spezialfaches: Folklorismus hatte eine grössere Arbeit in Angriff genommen über die Entwicklung der «angewandten Kunst» im diesseitigen und im jenseitigen Luxemburg. In voller Sachkenntnis wollte er in seinem Werk die Bedeutung der Fayenceriefabrik Siebenbrunnen und auch die des «Obermalers» Anton Jans würdigen. Leider war es ihm nicht vergönnt, diesen Plan zur Ausführung zu bringen, denn Jean Hohlenfeltz fiel als Opfer seiner Heimattreue unter den Kugeln der Nazihenker.

Eine wohlangebrachte posthume Ehrung des Künstlers durch die Städte Echternach und Luxemburg, allwo er geboren und begraben, bestände in einer Strassenbenennung ihm zu Ehren.

Eine letzte Frage, die mancher Leser dieses «Nachrufes» sich vielleicht schon gestellt hat: «Wo sind des Künstlers Werke denn eigentlich hingekommen?» Hier die Antwort: «Die besten seiner Schöpfungen befinden sich in festem Besitz, teils im Ausland (in der Familie Comte de Paris), teils im Inland (bei den Ansteigern des Nachlasses des verstorbenen Staatsministers Paul Eyschen; Frau Michael Munkacsy-Papier (t); Frau Maurice Pescatore; Familie Barbanson-Tesch; Batty Weber (t) (sein erster Käufer; das Objekt war eine Wandplatte); Leo Namür (t). Apotheker, Echternach; Henri Funck, Neudorf (Service «Vieux Strasbourg») und selbstverständlich bei den Nachkommen des Künstlers.» Bekanntlich war Staatsminister Paul Eyschen sehr stolz, und nicht mit Unrecht, auf die von ihm ins Leben gerufene sog. «Handwerkerschule», deren grossartige Entwicklung wohl seine kühnsten Erwartungen übertroffen hat. Eyschen trug sich mit dem Gedanken, den schon bestehenden Kursen eine Abteilung für Porzellanmalerei und Keramik anzugliedern und hatte Jans den Vorschlag gemacht, sich in München weiter auszubilden, um dann als Professor die Leitung dieser neuen Fachabteilung zu übernehmen. Leider ist es nicht dazu gekommen, aber die prächtigen Originalzeichnungen, die Jans in mehreren Albums gesammelt und hinterlassen, liefern den besten Beweis dafür, dass Staatsminister Eyschen bei der Personenwahl den richtigen Mann für die neuzubesetzende Stelle gefunden hatte. Die erwähnten Albums würden in unserm Museum, Abteilung «Angewandte Kunst», eine sehr gute Figur machen und bestimmt die Bewunderung aller Kunstgewerbler finden. Zum Schluss möchten wir noch auf eine merkwürdige Einzelheit hinweisen, die alle «André Duchscher Freunde» interessieren wird: Der Vater des Künstlers Jans hatte eines Tages mit eigener Lebensgefahr aus der hochgehenden Sauer ein Kind gerettet, ein kleines Mädchen, das später die Gattin des Dichters André Duchscher wurde; anschliessend an diese Lebensrettung hatten sich zwischen den Familien Duchscher und Jans freundschaftliche Beziehungen herausgebildet, und diese weiteten sich dahin aus, dass die Familie Jans dem Dichter Aendré Duchscher für seine dramatischen Schöpfungen gar manche Stoffangaben lieferte aus dem Echternacher Milieu und den Arbeiterkreisen, für die Aendré Duchscher allzeit ein tiefsoziales Gefühl und weitherziges Verständnis bekundete. Und wie die Luxemburger Nachwelt dem Dichter Aendré Duchscher ein dankbares Andenken bewahrt hat, so möge sie auch den Namen des Künstlers Anton Jans hinfüro allzeit in Ehren nennen.
*Prof. Dr. Lucien Koenig* Publication "ONS JONGEN" mai 1947


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