Das Ende einer berühmten Abtei

Abtei Echternach, Prälatenflügel, heute Lyceum

Das Ende einer berühmten Abtei

 — 
 ArchitectureCulture

Veröffenlicht im Echternacher Anzeiger von Georges Kiesel vom 2. Juni 1939 (Nr.43, 77. Jahrgang)

Als Abt Limpach 1793 gestorben war, fand wegen der Kriegsunruhen und des erschreckenden Mordens, das in aller Welt an der Tagesordnung war, keine Abtswahl mehr statt. Bernhard Binsfeld, ein geborener Bollendorfer, ein redlicher und gefälliger Herr, stand dem Benediktinerkloster vom 6. Sept. 1793 bis zum Ueberfall durch die Franzosen vor.

Am 7. August 1794, nachdem man gerade im Kloster das sogenannte „Klosterfest“ feierlich begangen hatte, wanderten die hiesigen Benediktiner von Echternach fort. Die Genossenschaft zählte noch 17 Professen und 4 Novizen. Einige waren ins Refugium nach Luxemburg geflüchtet: die Mehrzahl aber begab sich mit den überaus kostbaren Wertschaften und hl. Reliquien über den Rhein. Nach der Uebergabe Luxemburgs an die Franzosen am 17. Juni 1795 kehrten die dorthin geflüchteten Mönche in die Abtei Echternach zurück, denen sich am 28. September die nach Deutschland Geflohenen beigesellten.

Der würdige Prior Binsfeld war unterdessen in Seligenstadt in Hessen gestorben. Die hiesigen Klosterinsassen lebten im rein ausgeplünderten Kloster recht kümmerlich, hielten den gewohnten Gottesdienst weiter, bis ihnen am 10. Januar 1797 der strenge Befehl zur Räumung der Abtei zugestellt wurde.

Alle Güter, die die Abtei im heutigen Großherzogtum besaß, wurden vom 25. Jan. 1797 bis zum 10. März 1812 in 137 Losen an die Meistbietenden für 2 Millionen 519 005 Franken zugeschlagen.

  • Das Abteigebäude, nebst Besitzungen in und um Echternach, in 81 Losen für 662 725 Fr.
  • Die Abtei nebst sonstigen daran stoßenden Gebäulichkeiten und Gärten für 125 770 Fr.
  • Die Muttergotteskapelle am 20. März 1798 für 42 500 Franken.
  • Das Echternacher Refugium in Luxemburg am 5. Mai 1798 für 1 Million 428 000 Fr.
  • Alle Gebäulichkeiten zu Lauterborn nebst Mühle, Wiesen, Acker- und Rodland am 31. Januar 1797 für 26 900 Franken.
  • Die „Schlimm-Mühle** mit Haus, ställen, zwei Gemüse- und einem Obstgarten am 25. Januar 1797 für 5025 Franken.
  • Die Wolfssmühle mit Zubehör am selbigen Tage für 6200 Franken.
  • Das Landhaus in den „Lötschen“ mit 1 1/2 Morgen Garten, einem Hopfenacker, zwei kleinen Grundstücken und einer Wiese von 16 Morgen, am 10. Mai 1797 für 23 000 Fr.

Das Datum der Versteigerung ist insofern interessant als meistens mit Bons (Bons-deux-tiers) bezahlt wurde, die, von Tag zu Tag im Werte sanken. Die Ansteigerer der in und um Echternach gelegenen Güter waren anfänglich nur Fremde oder frühere ausgetretene Mönche; erst nach und nach beteiligten sich auch Echternacher begüterte Herren am Erwerb einiger Liegenschaften, so wurden u.a. am 11. November 1797, etwa 48 Lose, an Echternacher, meistens neu angesiedelte Einwohner, veräußert.

Im Jahr 1797 wurden 95 Lose, im Jahr, 1798 etwa 30 und von 1797 bis 1812 noch 12 Lose versteigert.

Das ist das Ende der berühmten Benediktiner-Abtei, der ersten klösterlichen Genossenschaft im Luxemburger Lande, die 11 Jahrhunderte lang eine schule der Bildung und Gesittung und ein reichhaltiger Quell manigfachsten Segens für Stadt und Land, ja für ganz Europa war.

Viele große Männer haben sich in diesen, vom Willibrordusgeist durchdrungenen Räumen geheiligt, haben der Menscheit durch Kunst und Wissenschaft unschätzbare Dienste erwiesen. Der böse Mund mancher Gotteshasser war auch damals am Werk und schrieb den guten Patres manches zu, das man lieber verschweigt, weil doch alles auf Unwahrheit beruht. Geschichtlich bleibt festgestellt, daß das Kloster von Echternach eine Perle des „Benediktinerordens“ war und im Mittelalter sich die schönen Beinamen „Schule der Benediktiner“ und „Blume der Regel“ erwarb.

In einem Diplom von 1353 an das hiesige Clarissinnenkloster sagte der deutsche Kaiser Karl der IV., daß die Mönche von Echternach auf dem ganzen Erdenrund durch den Tugendglanz wie durch die Verdienste der Frömmigkeit glänzten.

Der gelehrte Jesuit Bertholet, gest. 1742, bekennt, daß zu seiner Zeit, trotz der verschiedenartigsten Unfälle, der Orden blühend sei durch die Beobachtung der Regel, durch seine Macht und seinen Glanz. Zu drei verschiedenen Zeiten innerhalb 1200 Jahren findet man, daß durch das unbefugte Eingreifen weltlicher Herrscher ein momentanes sinken des Klostergeistes sich bemerkbar machte. Es war unter Carlomann, unter Ludwig dem XII wo der berüchtigte Verschwender von Fay in Echternach Hof hielt und endlich der Küster-Kaiser Joseph der II., der den Orden zu säkularisieren beabsichtigte.

Traurig und öde lag lange Jahre das stattliche Klostergut da, teilweise bewohnt, stets stiefmütterlich verwaltet, um einem langsamen und sichern Verfall entgegen zu gehen. In jenen stillen Zellen und heiligen Kreuzgängen, wo ehedem fromme Mönche betend und studierend einherwandelten, ließen Fabrikarbeiter unter geräuschvollem Gesang ihre Handwerksgeräte klirren, während die lebensfrohe schuljugend im Abteihofe ein geräumiges Spielfeld zur Verfügung hatte, wo sie sich laut schreiend umhertummeln durfte.

Bis zum heutigen Tage hat sich. "Gott sei Dank", vieles anders gestaltet!

Cy. (Georges Kiesel)


schloss-weilerbach Schloss Weilerbach (D)

Emmanuell Limpach

Echternach's letzter Abt (1775 bis 1793)

Limpach war in Luxemburg geboren und im Jahre 1775 als 71ter Abt durch Stimmenmehrheit gewählt. Wenn er auch nicht, wie viele seiner Vorgänger auf umfangreiches Wissen Anspruch machen konnte, so machte er sich doch durch seine ökonomischen Kenntnisse berühmt und seiner Genossenschaft recht nüztlich. Schon als Propst hatte er zu Bollendorf verschiedene Verbesserungen vorgenomnen. In der Weilerbach, wo man vorher nur wilde Schluchten und Felsenriffe sah, wollte er das Wasser als arbeitende Kraft beantspruchen, erbaute eine Eisenschmelz und errichtete zugleich ein ansehnliches Schloß mit drei großen Gartenanlagen, die durch Springbrunnen belebt waren. Diese wilde Gegend schuf er in ein Paradies um.

Er verkaufte mit oberhirtlicher Genehmigung den in der Nähe von Trier gelegenen Hof Niderkerig und erwarb mit diesem Erlös einen Weinberg bei Graach. Als Freund der Musik suchte er diese Kunst zu heben, baute in der Basilika eine neue Empore und berücksichtigte bei Annahme junger Novizen ihre musikalischen Kenntnisse. Er bereicherte die Klosterbibliothek mit etwa 1500 neuen Werken und ging mit dem Plane um, zwei jüngere Mönche auf eine deutsche Universität zu schicken, zur Ausbildung in der Diplomatie und der Archivalwissenschaft.

1787 reiste Limpach mit mehreren niederländischen Deputierten nach Wien zu Kaiser Joseph II.

Abt Limpach erlebte außer den Eingriffen des Kaisers Joseph II. in Kirchliche Angelegenheiten auch noch die grauenhafte französische Revolution. Der Fortschritt-Kaiser Joseph II., der übrigens mit seinen Völkern, seinen Ständen, seinen Nachbarn im beständigen Hader und Zank lebte, hatte in Edhternach, ähnlich wie er das Clarissinenkloster aufgehoben, die Springprozession in eine Bittprozession umgeändert und schaffte sie schließlich ab. Er begünstigte die Auflösung der Abtei und führte sie auch durch.

Im Jahre 1786 gab der trier'sche Erzbischof dem Kloster Echternach neue Statuten. Die Mönche mußten noch um Mitternacht aufstehen, um das Chorgebet zu singen. Auf Anraten und unter der Begünstigung des berüchtigten von Hontheim wandten sich die Brüder im Jahr 1785 mit einem Bittschreiben an den trierischen Erzbischof, um neue Statuten und in Trier und um Verlegung der Metten auf 4 Uhr morgens, wie es in den übrigen Klöstern der Fall war. Gegen diese Milderung sprach sich der Abt Limpach selbst energisch aus, ein Zeichen, daß der Zustand in der Abtei noch nicht so tief gesunken war, wie man annahm. In seinem Todesjahr 1793 ließ er am Eingange der Klosterkirche einige Arbeiten am Portale der Basilika vornehmen, die man aber keineswegs als Verbesserungen annehmen darf.

Mit ihm, als dem lezten Abt wurde wahrscheinlich auf immer in Echternach Stab und Mitra zu Grabe getragen. Er fand seine Ruhe auf dem gemeinsamen Kirchhofe vor der Stadt.

Cy. (Georges Kiesel)


  Related Pages

Gar vielfältig sind die Auffassungen über dieses geistig-religiöse Schauspiel, das sich alljährlich am Pfingstdienstag in den Strassen der alten Abteistadt Echternach abwickelt. Jene, deren Seele noch geistigen Werten zugänglich geblieben ist, erkennen in der Springprozession eine „Manifestation des Glaubens, einen tiefernsten Bussgang". Der Wissenschaftler sieht in ihr einen der „seltsamsten Gebräuche, die sich aus heidnischer Zeit in die christlichen Überlieferungen hinübergerettet haben". Viele Zeitgenossen haben jedoch für religiöses Brauchtum kaum noch Verständnis und finden für dieses christliche Tanz-Drama höchstens ein spöttelndes Lächeln.

Wie uns aus Schöffenratskreisen berichtet wurde, soll jetzt die unerwünschte Metallkonstruktion vor dem Eisenwaren-Geschäft Rollmann\n aufgestellt werden, wo schon vor 5 Jahren ein Auftrag (Budget €36.000) \nan den Echternacher Künstler Mich Schilz ein Auftrag vergeben wurde für \neinen Hämelmaus-Brunnen, der nie errichtet wurde.

Mee 1875 - 14. Februar 1960

700-Jahrfeier des Echternacher Freiheitsbriefes 1236-1936

Wenn wir uns heute in unsern Städten die vielen, meist bunten Plakate ansehen, die für kurze Zeit an runden Betonsäulen aufgeklebt werden, so denken wir kaum daran, daß diese Art «Anschlagtafel» noch nicht so lange in Luxemburg besteht. Früher wurden die Mitteilungen der Behörden meist an den Stadttoren angeschlagen. Später setzte sich die Praxis durch, große schwarze Holztafeln für diesen Zweck aufzustellen. Diese Holztafeln gab es auch noch im Jahre 1942 in Luxemburg, und die deutschen Besatzer hatten keine Mühe, die Flächen mit den verschiedensten Mitteilungen zu bekleben. Doch immer wieder kam es vor, daß Plakate, besonders jene der VDB, von den Anschlagtafeln abgerissen wurden. Das mißfiel der deutschen Verwaltung in Luxemburg und am 12. September 1940 verordnete Gustav Simon, der sich als Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg niedergeschlagen hatte, daß derjenige «der öffentlich angeschlagene Bekanntmachungen des Chefs der Zivilverwaltung, der von ihm eingesetzten oder sonstigen Dienststellen oder der Volksdeutschen Bewegung abreißt, oder sonst irgendwie beschädigt, mit Gefängnis oder Geldstrafe bestraft werde». Doch trotz aller Drohungen ließen die Luxemburger sich kaum von ihrem Vorhaben abhalten und entfernten, beschmierten oder überklebten die unzähligen Mitteilungen und Verordnungen, mit denen die deutsche Verwaltung sie überschüttete. Aber vielleicht war das auch die Ursache, weshalb Gauleiter Simon ab Mitte des Jahres 1941 in allen Stadtvierteln, auf Plätzen und an Strassenkreuzungen Plakat- oder Anschlagsäulen aus Beton, auch Litfaßsäulen genannt, aufstellen ließ. An freistehenden Anschlagsäulen, so glaubte man wenigstens in den deutschen Amtsstuben, sei es schwieriger Plakate abzureißen als an den Anschlagtafeln. So wurden nach und nach in Luxemburg die Litfaßsäulen aufgestellt. Die aufeinandergesetzten Betonringe konnten eine Höhe von 2,50 bis 3,60 Meter erreichen. Der Umfang betrug zwischen 3,20 und 3,60 Meter.

Die Zahl unserer Luxemburger Meister auf dem Gebiet der Porzellanmalerei und Keramik ist nicht eben gross; umso stolzer können wir auf die sein, welche, wie der Echternacher Porzellanmaler und Keramiker Anton Jans, sich einen ehrenvollen Namen gemacht haben im Inland sowohl wie im Ausland. Anton Jans wurde geboren zu Echternach am 28. Januar 1868 als Sohn des aus dem Hötel du Cheval blanc (später Hötel Universel) stammenden Landwirtes und Fuhrmannes Michel Jans, geboren zu Echternach am 27. 12. 1834.

Aus Echternachs Geschichte: Wie die alten Stadttore niedergelegt wurden\nRevue letzeburger Illustréert No 48 - 26. November 1966 - 22. Jahrgang

Extrait du Tageblatt du 8/9 juin 2019: Le pêché originel et ses conséquences „An de Löschen“,\n dans les prés marécageux aux alentours d’Echternach, l’abbé Philippe \nde la Neuveforge avait fait construire pour ses moines, au 17e siècle, \nune villa de style baroque pour leur servir de résidence d’été. Au 18e \nsiècle, elle fut agrandie de deux pavillons d’angle. Au 20e siècle, la \nvilla, qui fut un moment la propriété du premier ministre Joseph Bech,\n ne fut finalement plus habitée et passa aux mains de la commune.

Im Jahre 1929 entdeckte dann Jos. Peusch, der die Löwen-Apotheke \nerworben hatte und sich aktiv als Sekretär im Vorstand des \nVerschönerungsvereins betätigte, durch Zufall im Garten der Familie \nWagner in Bierkes Reste des Justizkreuzes, die man sichergestellt hatte,\n als das Kreuz zerstört worden war. Voll Begeisterung informierte er \nseine Vorstandskollegen, die ihm den Auftrag gaben, mit der Familie \nWagner Verhandlungen für die Überlassung der Reste zu führen.

Renovatioun vum Chalet Robert Schaffner!

Die Mönche aus der Benediktinerabtei zogen sich einst im Sommer in \nihre Ferienresidenz im Ort genannt „in den Löschen“ zurück. Heute vor 40 Jahren wurde das Barockgebäude abgerissen.

le mardi 7 février 2017 à 19h30 à la Salle des Glaces du Lycée Clasique d'Echternach

Le cinéma d’Echternach, la ville au passé cinématographique le plus ancien du pays, fête son anniversaire.

Obschon er die meiste Zeit nicht in der Stadt wohnte, in der er \naufwuchs, hielt er den Kontakt mit ihr aufrecht. So schrieb er seine elf\n sozial ausgerichteten Theaterstücke in der alten Echternacher Mundart. \nHier wohnte im 20. Jahrhundert Jos Haller. Er war die treibende \nKraft der Echternacher Festspiele für Theater und Musik 1935, \norganisiert von jüdischen Künstlern, die vor den Nazis geflüchtet waren.\n Aus diesen Festspielen entwickelte sich das heutige Festival \nInternational Echternach. Seine Tochter, die Autorin Maria C. Haller (1922-2010), erinnert in ihren Werken an die Zeit, die sie hier verbracht hat.