Geschichte der Abtei
Histoire
Veröffenlicht im Echternacher Anzeiger von R.Staud vom 26. Mai 1939 (Nr.41, 77. Jahrgang)
Echternach ist ein Landstädtchen im Großherzogtum Luzxemburg, hart an der Grenze des Rheinlandes. In scharfem Bogen umzieht die aus den Ardennen kommende klare Sauer den Ort; waldige Höhen und reizvolle Talgründe bilden die nähere Umgebung. Zahlreiche Spuren römischer Kultur, Villen und Lagerbauten, sind in der Nähe gefunden worden. Trier liegt ja nur wenige Stunden entfernt und es ist eine bekannte Tatsache, daß die Täler der Mosel und ihrer Nebenflüsse mit Römervillen übersät waren.
698 wurde hier eine Benediktinerabtei gegründet, indem Irmina, Aebtissin zu Horreum (Oeren) bei Trier, dem angelsächsichen Benediktinermissionar Willibrord ihren Anteil an der Villa Epternacus abtrat.
Zugleich mit ihrem Landbesitz in Echternach schenkte Irmina ein Klösterchen (monasteriolum), das von ihr dort erbaut worden um wandernde Schottanmönche zu beherbergen und Armen Almosen zu reichen. Ferner eine der heiligsten Dreifaltigkeit, den Apostelfürsten und anderen Heiligen geweihte Kirche, die sie. mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, Geweben usw. reich ausstafierte.
Acht Jahre später, am 13. Mai 706, schenkte Pippin von Heristal und seine Gemahlin Plektrudis auch ihren Anteil an Echternach der neuen Gründung. Zugleich nahm Pippin durch ein besonderes Privileg das Kloster in seinen und seiner Nachfolger Schutz, so den Grund legend zu der späteren Stellung Echternachs als freie Reichsabtei. Für die friesische Mission sollte Echternach ein Vorort werden, wohin sich Willibrord und seine Mitarbeiter zur Erholung zurückzogen, wo sie neue Hilfskräfte heranschulten und wo sie bessere Zeiten abwarteten, wenn es in Friesland stürmte.
Willibrord starb am 7. November 739 in seiner Lieblingsstiftung Echternach. Hier wurde er beigejsetzt und sehr bald schon als großer Heiliger verehrt. Pilger begannen zum Grabe zu wallen, reichliche Schenkungen mehrten den Landbesitz des Klosters. Unter st. Willibrords zweitem Nachfolger
Beonard (775 bis 797) scheint die Abtei sich zu hoher Bedeutung entwickelt zu haben. Angelsächse wieg Willibrord, stand er in freundschaftlichen Beziehungen zu Alkuin, den er zur Abfassung einer Vita sancti Willibrordi in Prosa und einer zweiten in Versen veranlaßte. Aus einem Brief Alkuins an Beonrao geht hervor, daß letzterer um Hofe Karls des Großen hohes Ansehen genoß. später wurde er Erzbischof von Sens und starb 797.
In dieser Zeit fließen die Schenkungen besonders reichlich; aber schon im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts lassen sie nach. Ueberhaupt beginnt ja mit dem 9. Jahrhundert eine Zeit fast allgemeinen Niedergangs des Klösterlichen Lebens. In Echternach mögen die fortwährenden politischen Auseinandersetzungen und Kriege in Lothringen, sowie die Normanneneinfälle zum Verfall beigetragen haben; eine Hauptursache scheint jedoch das auch sonst verbreitete Unwesen der Laienäbte gewesen zu sein.
Der erste Laienabt von Edternach, Graf Adelard 1., führte Kanoniker in die Benediktinerstiftung ein. Doch blieben, wie es scheint, einige Möncche zurück, bis der vierte Kommendatarabt, Karls des Kahlen unglücklicher Sohn Karlmann, die letzten verjagte, weil sie gegen seine heillose Wirtschaft zu protestieren wagten.
882 erschienen die Normannen wor Trier, das sie plünderten und zerstörten. Graf Adelard II., Karlmanns Nachfolger in der Abts-würde, kämpfte gegen sie in der Schlacht bei Remich an der Mosel, an der seite der Bischöfe von Metz und Trier. Ob die nordischen Wildlinge auch bis Echternach vordrangen, läßt sich nicht nachweisen. Die Gebeine vdes hl. Willibrord waren aus Furcht vor ihnen verborgen worden. Denn nach der Vollendung des Neubaues der Abteikirhe 1031 mußte erst in der Krypta nach den sterblichen Ueberresten des Heiligen gegraben werden.
Viel Klostergut wurde in jener stürmischen Zeit der Ehternacher Abtei entrissen, da Arnulf von Kärnten die luxemburgischen Adelsherren, seine Bundesgenossen im Kampfe gegen die Normannen, mit Gütern der Abtei entlohnte. Die Stiftung St. Willibrords verarmte und verödete.
Doch der lezte der Laienäbte sollte jelbst ihr Retter werden. Siegfried, der erste Graf von Luxemburg, seit 948 (0d. 949) Abt von Echternach, bestimmte Kaiser Otto 1. die Regel des hl. Benedikt in Echternach wieder einzuführen. Am 15. März 973 stellte Otto zu Magdeburg eine dahinlautende Urkunde aus, und im gleichen Jahre hielten die Mönche wieder ihren Einzug in die Abtei an der Sauer. So wurde das Frührot der Selbständigkeit Luxemburgs (963) auch zur Morgenröte einer neuen Zeit für Ehternach.
Man geht wohl kaum fehl in der Annahme, daß dem Metzer Reformbischof Adalbero (F 964), Siegfrieds Bruder, an der Neugründung Echternachs ein entscheidender Verdienſt zukommt, obwohl sie erst neun Jahre nach seinem Tode erfolgte.
Die neuen Mönche kamen von St. Maximin in Trier, unter Führung des von Otto ernannten Abtes Ravanger. Die große Bedeutung der Trierer Abtei für die Reform im 10. und 11. Jahrhundert ist bekannt. Sie war 934 reſormiert worden.
Ravanger leitete die Abtei von 973--1007. Mit dem Wiedererwachen des monastischen Lebens entfaltete sich auch das geistige und künstlerische in gesteigertem Maße, und so entwickelte sich im 10. Jahrhundert die in der Kunstgeschichte weltbekannte Echternache Malerschule. Auf Graf Siegfrieds Vermittlung verlieh Otto 111. der Abtei 922 das Recht, Münze zu schlagen, ein Privileg, das in späteren Jahrhunderten wiederholt bestätigt wurde.
Am 22. August 1016 brannten Kloster und Kirche ab und noch im selben Jahre begann Ravangers Nachfolger Urold (1007 bis 1028) den Neubau der Kirche. 1028 wurde Urolod, angeblich wegen unordentlichen Lebenswandels, abgesetzt, und ein neuer Abt, Humbert, von St. Maximin gesandt, der den Bau der Abteikirche in drei Jahren so weit förderte, daß Erzbischof Poppo von Trier sie 1031 einweihen konnte.
Bekannt in der lateinische Literatur des Mittelalters ist Abt Thiofrid (1081--1110). Seine Schriften enthalten manche Angaben über die alte Kirhe, sowie über die Einweihung der neuen, dann über die Pilgerfahrten zum Grabe des heiligen Willibrord. Schon zu Thiofrids Zeit war danach, wie heute noch, Pfingsten die Hauptwallfahrtszeit. Den eigenartigen Charakter als Springprozession hat diese Pfingſtwallfahrt jedoc Im Jahre 1223 wird die gegenüber der Abtei auf einer Anhöhe gelegene Pfarrkirche von Echternach der Abtei inkorporiert. Nach der Tradition soll schon Ende des 7. Jahrhunderts auf dieſem Hügel ein Kirchlein gestanden haben. Vermutlich knüpft diese Tradition an die Irminische Schenkungsurkunde an, die freilich in dieſem Punkte nicht klar ist. Die heute erhaltenen zwei Türme stammen aus spätromanischer Zeit; das Langhaus zeigt spätgotische Formen. Anfang des 1. Jahrhunderts wurden durch den damaligen Pfarrer Oswald Kees erhebliche Verändungen vorgenommen. Ueberhaupt ist das 18. Jahrhundert in der Abteigeschichte eine Periode lebhaftigr Bautätigkeit. Abt Mathias Hart ließ 1727 die alten Abteigebäude abbrechen und einen stattlichen Neubau errichten, zu dem der Benediktiner Leopold Durand aus der Abtei St.Avold die Pläne lieferte. Den Antrieb zum Neubau scheint der betriebsame Prior Gregorius Schouppe gegeben zu haben, der 1728 Hartz in der Abtswürde (1728-1751) folgte und den Bau vollendete (1743). Schouppe ließ auch das der Abtei gehörende Schloß zu Bollendorf umbauen (1739), in den „Lötschen“ bei Echternach ein Landhaus für die Mönche anlegen (1748) und ein geräumiges Refugium in der befestigten Hauptstadt Luxemburg errichten (1750--1751). Ferner wurden, besonders während der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, in den von der Abtei abhängigen Pfarreien zahlreiche neue Kirhen gebaut. Noch der letzte Abt, Emanuel Limpach (1775-1793) war ein baulustiger Herr. Eine Stunde saueraufwärts ließ er in anmutiger Lage am Wald das Schlößchen Weilerbach erbauen und daneben ein Eisenwerk anlegen, das noch heute betrieben wird. Der Erbauer von Weilerbach, Architekt Paul Mongenaſt, dürfte auch das schhmucke Rokokopavillon im Abteipark an ver Sauer erbaut haben. 1797 wurde die Abtei Ehternah aufgehoben: ihre güter von den Franzosen als Nationalgut versteigert. Was wiederholte Brände und Plünderungen früherer Zeiten an kostbarem Gut übrig gelassen hatte, wurde nun geraubt und verschleudert. Mehrere besonders koſtbare Stücke wurden von dem damaligen Prior Binsfeld über den Rhein in Sicherheit gebracht und fanden ihren Weg nicht mehr zurück. Die meisten wertvollen Handschriften der ſrüheren Abteibibliothek befinden sich heute in der Pariſer Nationalbibliothek, andere werden in den öffentlichen Bibliotheken in Gotha, Darmstadt, Trier und Luxemburg aufbewahrt. In ähnlicher Weise sind auch die Akten und Urkunden über halb Europa verstreut. Die Abteigebäude kamen in Privathände und wurden mit der Kirche zu einer Fayencefabrik eingerichtet. 1842 erwarb die luxemburgische Regierung die öffentliche Hälfte von Abtei und Kirche, um darin ein Bataillon des luxemburgischen Bundeskontingents unterzubringen. Später diente dieser Teil wieder als Fabrik. 1896 brannte er ab u. beherbergt seit der Wiederherſtellung ein Staatsgymnasium. Die westliche Hälfte blieb Privatbesig und wurde lange Zeit von den Schwestern vom armen Kinde Jesu bewohnt. Vor kurzgem exwarb die großherzogliche Regierung auch diese Flügel. ' - R. Staud Le Château de Lauterborn - Lez - Echternach et ses Habitants - Heurs et Malheur Wer kennt ihn nicht, unsern "Hausberg" südöstlich unserer Stadt, der viele Spaziergänger anlockt und manchem von ihnen wohl etwas eigenartig mit seiner kahlen Kuppe vorgekommen sein mag? In der Tat fällt der Berg durch seine Lage auf. Mit 246 Meter Höhe über dem Meeresspiegel liegt er rund 90 Meter über der Sauer. Gar vielfältig sind die Auffassungen über dieses geistig-religiöse Schauspiel, das sich alljährlich am Pfingstdienstag in den Strassen der alten Abteistadt Echternach abwickelt. Jene, deren Seele noch geistigen Werten zugänglich geblieben ist, erkennen in der Springprozession eine „Manifestation des Glaubens, einen tiefernsten Bussgang". Der Wissenschaftler sieht in ihr einen der „seltsamsten Gebräuche, die sich aus heidnischer Zeit in die christlichen Überlieferungen hinübergerettet haben". Viele Zeitgenossen haben jedoch für religiöses Brauchtum kaum noch Verständnis und finden für dieses christliche Tanz-Drama höchstens ein spöttelndes Lächeln. 700-Jahrfeier des Echternacher Freiheitsbriefes 1236-1936 Aus Echternachs Geschichte: Wie die alten Stadttore niedergelegt wurden\nRevue letzeburger Illustréert No 48 - 26. November 1966 - 22. Jahrgang Die Bevölkerung eines kleinen Landes zwischen Kollaboration und Widerstand Ce livre essaie de comprendre pourquoi des milliers de Luxembourgeois\n voulurent instaurer la république à la fin de la Première Guerre \nmondiale. Pour eux, il ne s’agissait pas seulement de remplacer un \nmonarque par un président élu. La république était un rêve ancré dans \nl’histoire la plus lointaine du pays et fut nourri par toutes les \nsouffrances de quatreannées d’occupation militaire, de pénurie, \nd’injustices. Il fut la réponse à l’esprit prussien, au régime \npersonnel, à la monarchie de droit divin. Mit dem Beitritt Luxemburgs zum deutschen Zollverein wird Echternach 1842 zur Garnisonsstadt, bis 1867 bezieht ein luxemburgisches Jägerbataillon in der ehemaligen Abtei Quartier. Bis 100 Pferde standen dem 1. Jägerbataillon in den Wiesen im Breil zur Verfügung, bewacht von Garnisons-Soldaten. Eine Wachstube ist noch in der rue des Romains (bei Römervilla) erhalten. Das Projekt Stolpersteine, ein Mahnmal im Gehweg, ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig.\n Am 27. Juni 2019 hat er unter sengender Hitze an vier Stellen in \nEchternach insgesamt 20 Stolpersteine in den Bürgersteig vor die \nWohnhäuser von jüdischen NS-Opfern verlegt. Die im Boden verlegten \nkleinen Gedenktafeln aus Messing sollen an das Schicksal der getöteten \nMitglieder der Familien Gottlieb, Joseph, Kahn, Meyer, Nussbaum und Plonsker-Steinberger\n erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, \ndeportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Mit über \n70.000 verlegten Steinen in 24 europäischen Ländern ist so seit 1992 das\n größte dezentrale Mahnmal der Welt entstanden. Extrait du Tageblatt du 8/9 juin 2019: Le pêché originel et ses conséquences „An de Löschen“,\n dans les prés marécageux aux alentours d’Echternach, l’abbé Philippe \nde la Neuveforge avait fait construire pour ses moines, au 17e siècle, \nune villa de style baroque pour leur servir de résidence d’été. Au 18e \nsiècle, elle fut agrandie de deux pavillons d’angle. Au 20e siècle, la \nvilla, qui fut un moment la propriété du premier ministre Joseph Bech,\n ne fut finalement plus habitée et passa aux mains de la commune. Im Jahre 1929 entdeckte dann Jos. Peusch, der die Löwen-Apotheke \nerworben hatte und sich aktiv als Sekretär im Vorstand des \nVerschönerungsvereins betätigte, durch Zufall im Garten der Familie \nWagner in Bierkes Reste des Justizkreuzes, die man sichergestellt hatte,\n als das Kreuz zerstört worden war. Voll Begeisterung informierte er \nseine Vorstandskollegen, die ihm den Auftrag gaben, mit der Familie \nWagner Verhandlungen für die Überlassung der Reste zu führen. Nach wie vor fasziniert und begeistert die Echternacher \nSpringprozession Menschenmassen von nah und fern. Vor der diesjährigen \nProzession am 22.Mai 2018 ist eine historisch-wissenschaftliche \nMonographie zu den Ursprüngen der Springprozession erschienen: Das Jahr 1948 begann äusserst schlecht. In der Sylvesternacht entfesselten sich die Naturgewalten. Die Mosel schwoll an und überschwemmte unsere Uferortschaften, die noch an Kriegswunden litten. Es kam zu der größten Hochwasserkatastrophe die unser Land seit Beginn des Jahrhunderts erlebt hatte. Auch die Sauergebiete wurden stark betroffen. In dem zerstörten Echternach stand das Wasser hoch in den Straßen.
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